Wie ist unsere Schule eigentlich entstanden? Und wie hat sie sich über die Jahre entwickelt? Das erfahrt ihr hier!
Der Anfang
Die erste urkundliche Erwähnung einer Schule in Rendsburg erfolgte am 28. Dezember 1393. Das genaue Gründungsjahr ist jedoch unbekannt. Diese erste Schule, vermutlich in der Nähe der Marienkirche gelegen, bildete lediglich den Keim für die Herderschule und alle nachfolgenden Schulen. Zu dieser Zeit war der Schulbesuch ein Privileg für Jungen aus wohlhabenden Familien, mit Klassen, die normalerweise aus 10 bis 15 Schülern und einem Lehrer bestanden.
Im Jahr 1590 wurde dann die Lateinschule gegründet, aus der viele Jahre später unsere heutige Herderschule hervorging. Anfangs gab es dort 2 Lehrer, 2 Klassen und etwa 20 Schüler pro Klasse.
Schwere Zeiten…
Um das Jahr 1645 belagerten die Schweden Rendsburg. Nach dem Ende der Belagerung folgte der Wiederaufbau der Stadt. Es wurde auch darüber diskutiert, ob die Schule erweitert werden sollte, jedoch entschied sich der König dagegen.
1700er brechen an
Etwa 100 Jahre später, im Jahr 1748, wurde ein neues zweistöckiges Schulgebäude erbaut. Dieses musste später dem Kaufhaus Grimme, weiter Karstadt und später dem Altersheim, welches bis heute existiert weichen. Über dem Eingang hing eine Tafel mit der Inschrift „Heac aedes sit sacra iuventea MDCCXXXXVIII“, was so viel bedeutet wie „Dieses Bauwerk sei Gott geweiht, sei der Jugend gewidmet 1748“. Diese Tafel ist heute in unserer Herderschule zu sehen.
Die Zeit vergeht schnell – 1800er brechen an
Zwischen 1792 und 1818 schwankte die Schülerzahl zwischen 46 und 7. 1820 wandelte sich die Lateinschule zur Gelehrtenschule, zu dieser Zeit betreuten 9 Lehrkräfte 80 Schüler. Nach der Erweiterung des Lehrplans ernannte man Dr. Brodersen zum neuen Direktor. Mit seinem Ableben im Alter von 37 Jahren trat Dr. Kramer seine Nachfolge an. Die hohe Steuerlast belastete die Gelehrtenschule und sowohl die Bürger als auch die Regierung drängten darauf, sie in eine Realschule umzuwandeln. Durch diese Meinungsverschiedenheiten kam es zu mehreren Auseinandersetzungen. Zwei Lehrkräfte wurden versetzt und zwei verstarben, darunter auch der Direktor. Dr. Marxe war der einzige verbleibende Hilfslehrer. Die Schule erholte sich jedoch, und 1848 zählte die Herderschule bereits wieder 44 Schüler. König Friedrich Wilhelm IV. beschloss, dass die Schule acht neue Lehrer erhalten sollte, obwohl die politische und finanzielle Lage nicht optimal war. Dennoch wurden die Lehrer eingestellt. Am 12.10.1852 wurde der Erweiterungsbau der Schule abgeschlossen. Im ersten Stock befanden sich Lehrerwohnungen und drei Klassenräume, während im zweiten Stock eine kleine Aula untergebracht war. Dieses Gebäude stand bis zum Zweiten Weltkrieg und wurde dann durch das Karstadt-Gebäude ersetzt, an dessen Stelle sich nun das Altersheim befindet.
Im Jahr 1854 wurde die Gelehrtenschule in ein Realgymnasium umgewandelt, das 100 Schüler und 12 Lehrkräfte in 9 Jahrgangsstufen umfasste. Dieses Realgymnasium war die erste Fusion aus Real- und Gelehrtenschule. Dr. Frandsen wurde zum ersten Direktor des Realgymnasiums ernannt, das im Jahr 1854 eröffnet wurde. Es war es die größte höhere Schule in Holstein. Obwohl die Schule nur über 6 Klassenzimmer verfügte, benötigte sie eigentlich 9. Der Schulhof war so klein, dass die Schüler ihre Pausen in der Kirche verbringen mussten und die umgebenden Geräusche waren ebenfalls störend. Ein Schlachthaus und ein Frauenhaus trugen zu den unangenehmen Geräuschen während des Unterrichts bei. Dieses Platz- und Geräuschproblem bestand 20 Jahre lang. Im Jahr 1870 wurde das Realgymnasium aufgelöst und zu einem preußischen Gymnasium umgewandelt. Drei Jahre später ging Dr. Frandsen in den Ruhestand und Herr Heß übernahm seine Position. In diesem Jahr zählte die spätere Herderschule 230 Schüler. 1870 wurde beschlossen, dass die Schule an der Bastion Holstein ein zusätzliches Gebäude erhalten sollte. Dieses wurde 1877 fertiggestellt. Im selben Jahr wurde Herr Wallich zum Direktor ernannt. Im Jahr 1874 wurden drei Vorschulklassen für Kinder ab sieben Jahren eingeführt. 1880 wurde der RPRC (Rendsburger-Primaner-Ruder-Club) gegründet.
Weltkriege beginnen – 1900er beginnen
So erhielten die Kinder frühzeitig Zugang zum Gymnasium. Die letzte dieser Klassen existierte in den Jahren 1921/22. Erstmals im Jahr 1909 überschritt die Schülerzahl die Marke von 300. Ab 1914 wurde der Unterricht durch den beginn des ersten Weltkrieges nahezu unmöglich. Auf den Krieg folgte 1918 die Gründung der Weimarer Republik, doch die Schule blieb unverändert. Schon zu dieser Zeit wurde Schulgeld erhoben; im Jahr 1930 betrug es 200 RM, was heute 1236 Euro entspräche. Die Schüler hatten damals nur an vier Tagen pro Woche Unterricht.
Im Jahr 1918 wurde die Herderschule erneut zum Realgymnasium, und 1932 wurde sie zur NS-Oberschule. Es wurden Wahlpflichtfächer wie Geländesport und Kleinkaliberschießen eingeführt, und Lehrer mussten Parteimitglieder sein. Im Fach Biologie wurde Rassenkunde unterrichtet. 1936 wurde der RPRC suspendiert und alle Vereine wurden zur Förderung eines kollektiven „Wir-Gefühls“ zusammengelegt. Der Klassensprecher wurde immer anhand des höchsten HJ-Abzeichens ausgewählt. 1937 war die Schule weiterhin eine reine Oberschule für Jungen, und zwischen 1937 und 1938 zählte sie 247 Schüler. Im gleichen Jahr wurde die erste Aufbauklasse eingeführt, um Schülern aus ländlichen Gegenden ein schnelleres Abitur zu ermöglichen.
Im Jahr 1939 gingen die Schüler noch wie gewohnt in die Sommerferien, doch dann überschlugen sich die Ereignisse: Zunächst erkrankten einige Schüler an Kinderlähmung, wodurch die Schule nach den Ferien zwei Wochen länger geschlossen bleiben musste. Dann brach der Zweite Weltkrieg aus, und die Schule wurde aus militärischen Gründen beschlagnahmt. Erst am 9. Oktober wurde der Unterricht wieder aufgenommen. Während dieser Zeit meldeten sich 22 Schüler der achten Klasse, bis auf einen, freiwillig zum Militärdienst. Ihnen wurde das Abitur gewährt. Zudem wurden fünf Lehrkräfte eingezogen. Aufgrund des Mangels an Heizmaterial blieben die Schulen geschlossen, und der Unterricht fand in provisorischen Räumen statt, wie dem Sitzungszimmer im Rathaus oder dem Zimmer des Direktors. Jüngere Klassen wurden aus Sicherheitsgründen aufs Land geschickt, im Rahmen der sogenannten Kinderlandverschickungen. Eine Klasse unserer Schule wurde 1942 nach Österreich verlegt. Wie an vielen anderen Schulen gab es auch an unserer eine nächtliche Brandwache, bestehend aus einem Lehrer und zwei Schülern, um im Falle eines Angriffs Feuer zu löschen. Reifeprüfungen fanden nicht statt, da ab der achten Klasse eingezogen wurde. Ab 1942 war der Einzug in die Marinehelfer ab der siebten Klasse üblich. In den letzten Kriegsjahren fungierte die Schule als Lazarett.
Im April 1945 wurde der Unterricht eingestellt. Erst einige Monate später wurde der Unterricht am 11. Dezember mit 11 Lehrern und 352 Schülern wieder aufgenommen. Das Schulgebäude wurde zu einem Flüchtlingslager umfunktioniert. Dadurch musste Wechselunterricht im damaligen Mädchen-Gymnasium stattfinden, wobei die Mädchen morgens und die Jungen nachmittags Unterricht hatten.
1947 erhielt die Herderschule offiziell ihren Namen und wurde am 10. April wiedereröffnet. Zwei Jahre später entstand unsere Schülerzeitung, mit der ersten Ausgabe vom 1. Dezember 1950, und damit begann eine bis heute bestehende Tradition einer der ältesten Schülerzeitungen Deutschlands. Aufgrund des Zustroms von Flüchtlingen verzeichnete die Herderschule eine beträchtliche Zunahme der Schülerzahl, insgesamt waren es 800 Schüler. Für das historische Schulgebäude auf dem Gymnasiumsberg, war das einfach zu viel. Die Herderschule benötigte daher zusätzliche Räumlichkeiten, die sie 1955 in der Eiderkaserne und der Hela erhielt. Im selben Jahr begannen die Planungen für ein neues Schulgebäude, in das 600 Schüler ziehen sollten. 1971 erfolgte die Einweihung des neuen Schulgebäudes. Der Bau dieses neuen Gebäudes, war nur durch das trockenlegen eines großen Bereiches rund um den Stadtsee möglich geworden. Ab 1973 wurde die Schule gemischtgeschlechtlich geführt. In diesem Jahr zählte die Herderschule 1000 Schüler, was den Bau des Kronwerk-Gymnasiums erforderlich machte. Im Jahr 1978 musste die ehemalige Herderschule dann abgerissen werden, sodass Platz für das Rathaus in Rendsburg entstehen konnte. Im Jahr 1980 wurde ein Informatikkurs in der Oberstufe eingeführt und 1983 wurde das erste Abitur in Informatik an der Herderschule abgelegt.
Die 600 Jahre
Im Jahr 1993 konnte das 600-jährige Jubiläum der Herderschule gefeiert werden. Vier Jahre später erhielt die Schule den Status einer Europaschule. Im Jahr 1997 gestalteten die Schüler unseren Schulhof mit Nilhorneseln künstlerisch um. 1998 wurde die Herderschule zur Modellschule im Rahmen der Initiative „Schulen ans Netz“ ernannt. 1999 war die Herderschule das einzige Mitglied in Schleswig-Holstein im Netzwerk Medienschulen der Bertelsmann-Stiftung, zusammen mit 11 weiteren Schulen in Deutschland. Im selben Jahr erhielt die Herderschule den Auftrag der Stadt, eine Werbe-CD über Rendsburg zu erstellen.
Die 2000er sind da
Im Jahr 2005 wurde die Herderschule zur rauchfreien Schule erklärt. Dazu kam ein großer Schritt mit der Gründung der Big Band. Im Laufe der Zeit entstanden noch weitere Bands und Chöre. 2006 wurde die erste Bläserklasse ins Leben gerufen und 2007 verzeichnete die Schule zu Schuljahresbeginn erstmals 1030 Schüler. Mit der Einführung der Profiloberstufe im Jahr 2008 endete das Kurssystem der Oberstufe.
Im Jahr 2011 erhielt die Herderschule die Zertifizierung zum Kompetenzzentrum der Begabtenförderung. Im Jahr 2012 zog ein Teil der Schule in das neugebaute Stabsgebäude um. Die Herderschule feierte 2018 ihren 625. Geburtstag und die Schülerzeitung wurde 68 Jahre alt. In diesem Jahr fand auch „Jugend forscht“ erstmalig statt, und die Herderschule gewann den ersten Platz mit dem Projekt „Sonnensystem 2.0“. Vor zwei Jahren wurde beschlossen, dass der „Turm“ erneuert werden muss. Dafür begann 2020 die Umsetzung dieses Vorhabens.
Heute ist die Herderschule ist nicht nur Teil unserer Schulgeschichte, sondern auch fest in die Stadtgeschichte verankert. Nun bleibt es uns nur mit Spannung in die Zukunft zu schauen und uns auf weitere 600 Jahre tolle Schulgeschichte zu freuen.
Liebe leute,
als alte rendsburgerin und auch herderschülerin (74 – 82) , ebenso wie mein vater als alter herderschüler, fand ich euren bericht im grunde klasse, weil er selbst mir neues offenbarte.
Jedoch, es fehlen fakten.. a) es war nicht das karstadtgebäude im bericht, sondern das gebäude musste eventuell Grimme weichen, welches vor karstadt lange lange jahre das kaufhaus dort war. ich selbst erinnere mich noch gut daran. es stand dort bis in die 1970 er jahre.
dann wird kaum erwähnt, dass die Herderschule danach auf den gymnasiumsberg gezogen ist. dort ging mein vater zur schule, kam aus westerrönfeld und es gab noch die drehbrücke und keinen tunnel.
Dann noch, euch fehlen satzzeichen. Ich weiss, ich schreibe selbst viel klein, ich lebe seit über 20 jahren im ausland, und hier werden überall nur eigennamen gross geschrieben, also man möge mir dies verzeihen . ^^
Aber es fehlen selbst punkte im satz oben im bericht. das erschwert das lesen sehr.
ansonsten ist euer bericht gut, interessant und ich finde es wunderbar, dass es die Weisse Brücke noch immer gibt.
Lieben Gruss aus Frankreich.
Uta