In welchen Räumen kann man überhaupt gut lernen und wie sollte man Medien einsetzen? Um Input für ihre Fragestellungen zu bekommen, hatten die Schülerinnen und Schüler beim Hackathon die Möglichkeit Experten zu befragen. Auch wir haben mit drei Experten gesprochen.

Prof. Dr. Christian Flik – Medienpädagoge

Christian Flick ist Professor für Medienpädagogik und interdisziplinäre Medienforschung an der Europa-Universität Flensburg, wo er auch das Seminar für Medienbildung leitet.

Was kann eine Schule aus so einem Tag wie dem Hackathon mitnehmen?

Entscheidend ist, sich selber zu hinterfragen, nicht nur auf das „Instrument Medien“ zu setzen und sich kritiklos, dem eigenen digitalen Konsum hinzugeben. Das fällt Kindern und Jugendlichen immer schwerer.

Inwiefern muss man Lehrer zum Thema Medien weiterbilden?

Wir alle, Lernende und Lehrende, müssen uns ständig weiterbilden. Zum einen weil wissenschaftliches Wissen nach fünf Jahren in Teilen schon veraltet ist. Zum anderen da sich der technisch-gesellschaftliche Wandel (Industrie 4.0, digitale Transformation, KI etc.) so rasch vollzieht. Wir müssen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mehr denn je auf eine Zeit vorbereiten, von der wir noch gar nicht wissen, wie diese genau aussehen wird. KI ist da nur ein Beispiel.

Wo müssen Grenzen in Bezug auf Medien in der Schule gesetzt werden? 

Dirigismus und Verbotsaktionismus helfen nicht weiter. Letztlich muss es darum gehen, alle medienkompetent zu machen. Dies passiert am besten und nachhaltigsten, wenn jemand Haltung einnehmen kann und über Orientierung verfügt. Und dies bezieht sich auf Wissen, Handeln, Beziehungen, Gefühle und Verantwortung. Diese Persönlichkeitsbildung und -entwicklung von Kindern und Jugendlichen spielt, genau gesehen, in Schule und Unterricht strukturell eine zu geringe Rolle. Leider werden auch Lehrkräfte dafür nicht ausreichend sensibilisiert und qualifiziert. Das ist zudem eine große Aufgabe für Hochschulen.

Welche Möglichkeiten bringt die Nutzung von digitalen Endgeräten im Unterricht?

Es geht nicht nur um den Einsatz digitaler Endgeräte; die Nutzung muss immer einem pädagogisch-didaktischen Konzept folgen. Ich kann spezielle Lernsoftware einsetzen, damit ein Individuum sich selbstständig den Lernstoff aneignet und dabei einen eigenen Lernweg wählt. In den Klassen finden wir heterogene Gruppen vor. Die Schüler*innen sind sehr unterschiedlich. So kann ich im inklusiven, digitalen Lernen Lernwerkzeuge oder -umgebungen anbieten, wo alle individuell Tempo, Leistungsniveau, Lernweg auswählen, aber an den gleichen Materialien arbeiten.

Sebastian Heck – IT Stadt Rendsburg

Sebastian Heck ist stellvertretender Fachdienstleiter der IT der Stadt Rendsburg und bearbeitet dort die IT-Belange der Schulen.

Was erhoffen Sie sich vom Hackathon?

Ich finde es spannend mit dem Endkunden zu sprechen. Wir haben normalerweise Kontakt mit den Kollegen und Lehrkräften, um die Bedarfe der Schule zu organisieren. Deswegen ist es spannend herauszufinden, was diejenigen, die es vor Ort betrifft, für Wünsche haben. Zum anderen gehe ich auch ergebnisoffen in den heutigen Tag, da ich nicht hier bin, um irgendetwas zu gestalten, sondern um für Fragen ansprechbar zu sein.

Bei welchen Fragen genau können Sie helfen?

Bei Fragen zu IT-technischen Themen, also im Prinzip bei allem, wo es ums Digitale geht. Aber das ist natürlich ein großes Feld, in dem ich nicht zu jedem Teilbereich etwas sagen kann. Aber bei Fragen der Infrastruktur, was ist leistbar an Support seitens des Schulträgers, da kann ich auch etwas beitragen.

Was wären ihre Ideen zum Thema digitale Medien in der Schule?

Ich glaube es wird immer mehr darum gehen, dass der Unterricht digitaler wird. Ich habe vor 2,5 Jahren in der Hochphase der Pandemie hier angefangen. Da war sehr viel Fernunterricht, da waren Geräte für das Homeschooling relevant. Es gab immer mehr Lernplattformen wie itsLearning und dadurch wurde der schulische Anschluss wichtiger. Aber wie genau das behandelt wird, ist eine Frage der Lehrenden und Lernenden. Da will ich in die Gestaltung gar nicht eingreifen. Wichtig ist es für uns, dass wir die benötigte Infrastruktur stellen können.

Inwiefern glauben Sie, dass die Ideen, die beim Hackathon entstehen, umsetzbar sind?

Auf der einen Seite ist das eine Frage der technischen Umsetzbarkeit. Technisch ist grundsätzlich vieles machbar. Die andere Frage ist natürlich, ob man das überhaupt bezahlen kann. In diesem Band bewegt man sich. Aber wir sind mit einem guten Grundstock ausgestattet, wo wir einen relativ breiten Handlungsspielraum haben. Wenn sich da etwas verändern soll, auch im Kontext neuer Ansätz in der mobilen Lernlandschaft, muss man das einfach umsetzen, weil sich ja sonst nichts Neues entwickelt.

Thomas Laqua – Experte für lernförderliche Einrichtungen

Thomas Laqua ist ein Teil von „wonderlabz“. Dort arbeitet man als Architekt, Gestalter, Projektmanager, Zuhörer, Zukunftslotse oder Ermöglicher. Es werden Konzepte für lernorte entwickelt. Um dies zu machen, arbeiten sie intensiv mit vielen unterschiedlichen Menschen im Kontext Schule (Schülerinnen, Schüler, Lehrende, Eltern, Schulträger, Baufirmen, …) zusammen.

Wie müssen Räume Ihrer Meinung nach gestaltet sein, um die Lernatmosphäre zu verbessern?

Die Menschen und das Lernen sollten im Mittelpunkt stehen. Welche Bedürfnisse haben die Lernenden? Konzentration, Kommunikation, Austausch, Begegnung und Rückzugsmöglichkeiten. All das sollte ein guter Lernraum oder Lernort bieten. Viel Licht, frische Luft und ein Blick in die Natur wären auch ganz gut. Die Räume sollten flexibel eingerichtet sein, da sich die Lernsituation mehrmals täglich ändert.

Inwiefern ändern diese Räume das Lernverhalten?

Die Lernenden und Lehrenden verbringen sehr viel Zeit im Schulgebäude. Das Schulgebäude sollte deshalb ein gemütlicher Lebensraum sein, in dem die Schulgemeinschaft lebt. Es gibt viele internationale Studien, die festgestellt haben, das die Qualität der Lernräume die Lernleistung positiv beeinflussen. Wenn ein Raum flexibel eingerichtet ist, können demokratische Entscheidungen getroffen und individuelle Wünsche der Lernenden berücksichtigt werden. Sobald sich alle wohlfühlen, gibt es weniger Stress und Lautstärke, man geht behutsamer miteinander um. Wenn es eine offene Lernflächen gibt, ist das pädagogische Konzept meist darauf eingestellt worden. Es geht dann mehr ums Lernen als um das Benoten. Das beeinflusst die Atmosphäre sehr positiv.

Macht es Sinn, jahrgangs- und fächerübergreifende Räume zu haben?

Viele Schulen, die offene Lernflächen einsetzen, arbeiten jahrgangsübergreifend. Wie im Leben auch lernen Menschen in bestimmten Fächern sehr schnell, in anderen Fächen aber langsamer. Wäre es nicht schön, wenn man anderen sein eigenes Wissen vermitteln könnte und an anderer Stelle von anderen lernen könnte? Wenn man sich in seinem individuellen Lerntempo die Inhalte erarbeiten könnte? Wenn die zeitlichen Grenzen einen Schuljahres aufgehoben würden?

Inwiefern glauben sie das dies an normalen Schulen umsetzbar ist?

Alles was gut für die Lernenden, Lehrenden und das Lernen an sich ist, sollte an jeder Schule umgesetzt werden können. Das können wir als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes verlangen. Viele der heutigen Schulen haben ihren Ursprung noch in der Zeit der Industrialisierung. Heute müssen wir aber die jungen Menschen befähigen, mit einer ungewissen Zukunft angstfrei umgehen zu können und neue Technologien nutzen zu können. Wir Älteren haben die Welt nicht gut behandelt. Die Jungen haben jetzt die Herausforderung, es besser zu machen und sich auf die Suche nach einem glücklichen Leben in einer demokratischen Gemeinschaft zu machen.

Wir leben in einer Welt, die ständig im Wandel ist. Dank unserem heutigen Fortschritt ist sie das mehr denn je. Das heißt, wir müssen uns immer schneller an diese sich ständig weiterentwickelnde Welt anpassen. Projekte wie der Hackathon können uns und zukünftigen Generationen dabei helfen, diese Anpassungen schnell vorzunehmen und unsere Zukunft zu sichern.

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