Jeder an der Herderschule kennt Frau Tannen. Doch nur wenige wissen, dass sie zum Schulhalbjahr die Schule verlässt. Wir haben Frau Tannen immer als jemanden erlebt, der Verantwortung übernimmt und sich engagiert. Bevor sie geht, konnte ich noch ein kleines Interview mit ihr führen.
1. Wie lange haben Sie an der Herderschule unterrichtet?
Ich habe 13 Jahre an der Herderschule unterrichtet. Meine Fächer sind Französisch und Biologie, eine wunderbare Kombination aus Sprache und Naturwissenschaft. Mein Denkfehler bei der Ausbildung war nur leider, dass natürlich kaum ein Schüler Lust auf Sprachen, bzw. auf Vokabeln lernen hat. Hatte ich selbst in dem Alter auch nicht.
2. Warum sind Sie Lehrerin geworden?
Seit ich 6 Jahre alt war, wollte ich Lehrerin werden. Ich bin also aus Überzeugung in diesem Job gelandet. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist für mich etwas ganz Wunderbares. Unterrichten zu dürfen, ist großartig – nur nicht unter den Rahmenbedingungen, wie wir sie im deutschen Schulsystem vorfinden.
3. Haben Sie ihre Entscheidung, Lehrerin zu werden, bereut?
Nein, niemals. Ich habe viele lange Jahre für diesen Job gebrannt. Ich liebe den Austausch mit jungen Menschen und freute mich immer wieder auf neue Klassen, um die jungen Menschen hinter den „Schülern“ etwas näher kennen zu lernen. Die Arbeit mit euch Jugendlichen ist klasse und ich fand es immer toll viele junge Menschen auf ihrem Entwicklungsweg begleiten zu dürfen.
4. Können Sie schätzen, wie viele Schüler*innen Sie schon unterrichtet haben?
Sehr viele!? Ok, your challenge : Macht doch einmal eine Matheaufgabe daraus, 13 Jahre unterrichtet, im Schnitt 5 Klassen, Klassenstärke ca. 25 Kids. Auf geht´s !
5. Warum wollen Sie unsere Schule verlassen?
Ich muss aus persönlicher Sicht tatsächlich, weil mich die Arbeit unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr erfüllt und gefühlt nur noch Energie zehrt. Ich gehe in meinem zweiten Buch „Glück, Erfolg, Erfüllung“, welches im Frühjahr 2023 erscheint, noch näher auf die Frage ein, aber um es zusammen zu fassen: Der wärmende Mantel des Beamtentums ist mir einfach zu eng geworden und ich sehe keine Entwicklungsmöglichkeiten für mich. Es gibt für mich keine Form von Selbstbestimmung, zu wenig „Mitdenken dürfen“, zu wenig Raum und Zeit für Kreativität oder gute Unterrichtsvorbereitung, sowie pädagogische Arbeit. Statt dessen zu viele Korrekturen, zu viele Verwaltungsaufgaben, zu viele Wochenenden ohne Freizeit, zu wenig Wertschätzung, keine Zeit für die Familie oder Regeneration und dadurch einfach keine Motivation mehr noch 27 Jahre in diesem Job durchzuhalten!
Und wenn einen etwas nicht mehr erfüllt, dann muss man einfach neue Wege gehen. Leben heißt schließlich Veränderung! Und ich freue mich sehr darauf.
6. Was werden Sie am Schulalltag vermissen?
Natürlich werde ich den Spaß im Unterricht mit meinen Schülern vermissen. Aber ansonsten bin ich ehrlicherweise nur froh, aus dem System raus zu kommen, um wieder zu „leben“, meinen Horizont zu erweitern und Zeit für mich und meine Kinder zu haben.
7. Haben Sie einen Lieblingsmoment?
Aktuell? Ja, meine Entlassung. Da ich mich freue mehr Quality-Time mit meiner Familie zu verbringen und Pfingsten, statt Abi vorzubereiten, ganz verrückt mal zum Campen zu fahren und weiter an meinem nächsten Buch zu schreiben.
8. Wie geht es nun auf Ihrem Berufsweg weiter?
Ich beschäftige mich seit Jahren mit Ayurveda und habe nebenher eine Ausbildung zur Gepr. Ayurveda-Gesundheitsberaterin gemacht, die mir sehr viel Spaß bereitet hat. Zudem habe ich meine Firma AyuFormation – Health Care für Powerfrauen gegründet und arbeite nun mit Kundschaft zusammen, die meine Arbeit wertschätzen kann. Diese Arbeit erfüllt mich wieder und gibt mir alles, was ich suchte.
9. Was machen Sie dort genau?
Ich biete Gesundheitskurse für Frauen an. Selbstlernkurse, sowie Liveprogramme, wo ich Frauen coache, gesünder zu leben. Es ist auch eine Form des Unterrichtens. Es hat sich nur der Inhalt, die Zielgruppe und das Output geändert.
Inspiration zu diesem Schritt waren meine Kontakte zu einigen gefragten Online-Unternehmerinnen, die mich die vergangenen Monate sehr inspiriert haben und mich weiterhin inspirieren, meine Visionen auch zeitnah umzusetzen.
10. Gibt es noch etwas, was sie loswerden wollen?
Leben heißt Veränderung, nicht Starre! Arbeitet immer an eurem persönlichen Wachstum, das bringt euch weiter und lässt euch erfüllt leben!
Liebe Frau Tannen, wir wünschen Ihnen alles Gute und sagen: „Danke!“ für Ihre Arbeit bei und für uns!
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!