Wie viel Zeit verbringst du mit deiner Familie? Wie wertvoll schöne gemeinsame Minuten sind, zeigt der Kinofilm „Eine Million Minuten“ von Christopher Doll.
Worum geht es?
Basierend auf der Autobiografie von Wolf Küper, erschienen im Jahr 2016, erzählt die deutsche Komödie eine Geschichte über die Schwierigkeit, berufliche Karriere und die Familie unter einen Hut zu bringen.
Wolf (Tom Schilling) ist verheiratet mit Vera Küper (Karoline Herfurth) und gemeinsam leben sie mit ihren Kindern Nina und Simon in Berlin. Als Angestellter der UN (United Nations) reist Vater Wolf viel in der Welt herum, während Vera sich zuhause um die Kinder kümmert und im Homeoffice halbtags als Bauingenieurin arbeitet.
Doch dieses Leben scheint für die Familie nicht optimal. Vera fühlt sich mit ihren Aufgaben alleingelassen und die Kinder bekommen ihren Vater kaum zu Gesicht. Die ältere Tochter Nina ist außerdem in ihrer Entwicklung sehr verzögert und hat zusätzlich eine Bewegungs- und Koordinationsschwäche, weshalb sie besondere Förderung ihrer Eltern benötigt. Diese beschließen deshalb kurzerhand, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und auf Wunsch von Nina „Eine Million [schöne] Minuten“ zu verreisen.
Zunächst geht es nach Thailand, wo die Eltern, die nun beide von unterwegs aus arbeiten, lernen müssen, dass ihr alltäglicher und beruflicher Stress nicht automatisch mit einem Ortswechsel verschwindet. Gerade Wolf erfährt viel Kritik dafür, nun seine Karriere „pausiert“ zu haben und hat gleichzeitig Schwierigkeiten, in seinem Job den Anschluss zu behalten. Währenddessen macht Nina wahnsinnige Fortschritte in ihrer Entwicklung und lernt zum Besipiel das Schwimmen.
Eine klare Aussage
Was in dem Film ganz fantastisch durch die Dialoge zwischen dem Paar vermittelt wird, ist der Konflikt beider Seiten, persönliche Interessen und Familie zu vereinen. Obwohl es der Familie offensichtlich finanziell nicht schlecht geht und sie mit ihren Reisen ganz klar ein großes Privileg genießen, wirkt die Handlung nicht dekadent.
Zum einen wird deutlich, dass Wolf seine Karriere keinesfalls nur aus egoistischen Gründen vorantreiben möchte, sondern weil ihm mit seiner Arbeit bei der UN der Klimaschutz sehr am Herzen liegt. Außerdem möchte er seinen Kindern finanziell alles ermöglichen, doch darunter leidet natürlich die Quality Time mit ihnen. Auf der anderen Seit Vera, die ihre beruflichen Ziele scheinbar eindeutig den ihres Mannes unterordnen muss und zusätzlich kaum Wertschätzung für die geleistete Arbeit zuhause erhält. Damit übt der Film ganz eindeutig Kritik an den gesellschaftlich angenommenen Rollenbildern aus, und versucht im Laufe der Handlung aber auch immer wieder, mit diesen aufzubrechen.
Obwohl die Darstelllung der Rollen und auch der Orte Thailand und Island teilweise sehr klischeehaft ist, bringt der Handlungsverlauf dem Zuschauer auf berührende Art und Weise die Problematik hinter der Balance von Wünschen, Träumen und Zielen nahe. In erster Linie soll der Film zwar unterhalten, was er definitiv auch erfüllt, aber trotzdem schafft „Eine Million Minuten“ es, dabei auf wichtige Themen aufmerksam zu machen. So spielt zum einen der Erwartungsdruck des (familiären) Umfelds eine große Rolle, außerdem die Angst, etwas in seinem Leben zu verpassen und das Gefühl, von seinem Gegenüber nicht immer verstanden zu werden.
Meine Meinung
Was ich zuallererst zugeben muss, ist, dass ich von diesem Film absolut nichts erwartet habe. Ehrlicherweise klang er für mich von der Beschreibung wie ein 0815 deutscher Film ohne großartigen Tiefgang oder spannenden Handlungen. Umso überraschter war ich dann im Kino: „Eine Million Minuten“ ist definitiv einer der schönsten Filme, den ich seit längerem geschaut habe. Die Verbindung von Emotionalität mit wunderschönen Aufnahmen der Reiseorte und die absolut aktuelle Thematik, Kinder und Karriere zu vereinen hat mich sehr beeindruckt. Den Schauspielern gelingt außerdem ein toller Job darin, die Gefühle und Gedanken der Figuren zu vermitteln. Bei einigen Stellen ist es mir wirklich schwer gefallen, nicht zu weinen, einfach weil mich die Handlung emotional sehr berührt hat.
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