Beitragsbild: Thore Nilsson

Wieder neigt sich ein neues Schuljahr dem Ende zu, und wieder tritt der Rendsburger Theaterjugendclub (TJC) auf – diesmal sogar mit einem Doppelfeature. Der TJC ist ein Angebot des Landestheaters Schleswig-Holstein, in dem Jugendliche das Theater kennenlernen und auch eigene Stücke erarbeiten und aufführen. Dieses Jahr hat er bereits so viele Mitglieder, dass sich der Club in zwei Gruppen aufteilte, von denen jede im Laufe einiger Monate ein eigenes Stück entwickelte. Beide Stücke werden nun zusammen aufgeführt – die Prämiere war am 14.06, weitere Aufführungen folgen am sechsten und zwölften Juli.

#diequalderwahl

Was, wenn man schon ab 14 wählen dürfte? Sind die Jugendlichen überhaupt reif genug dafür, oder verstehen sie noch nicht wirklich etwas von Politik? Mit diesen Fragen versucht #diequalderwahl sich auseinanderzusetzen.

Nach einer plötzlichen Wahlrechtsreform muss eine junge Freundesgruppe anfangen, sich mit Politik zu beschäftigen. Dabei sind verschiedenste Ansichten vertreten – die einen sorgen sich um Umweltschutz, die anderen um den Lebensstandard ihrer Familie. Der künstlerische, anti-autoritäre Stu (Lukas Klappert) verschreibt sich ganz dem Kampf für eine gerechtere Zukunft. Der desinteressierte Troy (Michael Alexander Neumann) hält hingegen Politik nur für Zeitverschwendung. Gleichzeitig entbrennt im Netz zwischen der konservativen Politikerin Christine Koch (Johanna Kempin) und ihrem liberalen Pendant Sören Petersen (Alina Ermeling) eine erhitzte Debatte.

Bei #diequalderwahl handelt es sich um ein Ensemblestück. Das bedeutet, dass bei einem größeren Cast allen Charakteren ungefähr gleich viel Aufmerksamkeit zugewandt wird. Hierbei leidet das Stück etwas unter seiner recht kurzen Laufzeit – ca. 45 Minuten – da viele der Charaktere etwas mehr Zeit im Rampenlicht gebrauchen könnten.

Trotzdem ist #diequalderwahl ein gut geschriebenes Theaterstück mit einer starken, klaren Aussage. Die Schauspieler – alle zwischen 12 und 18 Jahren alt – sind bemerkenswerte Nachwuchstalente, die zum Teil sogar in mehreren Rollen glänzen. Ganz mit dem Motto des Stücks sind die jungen Menschen die Zukunft: „Wir verändern jetzt die Welt!“

WORTSPIEL

Wie kann ein einziges Gespräch dein Leben verändern? Mit dieser Frage setzt sich die andere Gruppe des TJC Rendsburg nach der Pause auseinander. In einem Interview für eine unabhängige Kulturzeitschrift trifft der zurückhaltende Journalist Kim (Lasse Behm) auf die aufgeschlossene Schauspielerin Ivi (Jolie-Sofie Büchner). Was ursprünglich als ganz normales Interview gedacht war, entwickelt sich schnell in ein tiefgründiges Gespräch zwischen zwei Menschen, die sich viel mehr ähneln, als sie jemals hätten ahnen können.

WORTSPIEL arbeitet viel mit langen Flashbacks in die Kindheit und Jugend beider Protagonisten. Beide Hauptcharaktere jeweils von vier Darsteller*innen in den verschiedenen Phasen ihres Lebens verkörpert werden. Für Kim sind das Greta Schmal als Kind, Nadia Mbaid als Jugendliche, und Hannah Engelhardt als junge Erwachsene. Ivi als Kind wird dargestellt von Solveig Körber, als Jugendliche von Piya Klappert und als junge Erwachsene von Mila Stubendorff. Obwohl die Schauspieler sich nicht unbedingt ähnlich sehen, wird diese Kontinuität zwischen den verschiedenen Versionen der Charaktere durch ihre wundervollen Performances und die Kostümierung (Sonja Wiedenmann/Bente Bocks/Elke Pesarra) aufrechterhalten.

Mit ca. 60 Minuten Dauer ist das Stück länger als der erste Teil dieses Doppelfeatures und profitiert definitiv von dieser Länge. Da es jedoch erst nach der Pause anfängt, muss das Publikum sich noch einmal auf ein komplett neues Stück einstellen, welches mit dem ersten nicht allzu viel gemeinsam hat. WORTSPIEL ist eher ein langsames Charakterdrama, während es sich bei #diequalderwahl um ein schnelllebiges Ensemblestück handelt.

Dennoch ist WORTSPIEL ein aussagekräftiges Drama, das sich für das Erfüllen unserer aller Träume starkmacht. Denn wenn wir im Leben Rückschläge durchmachen, ist die Frage „nicht ob wir aufhören – sondern wie wir weitermachen“.

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