So gut wie alle Menschen in Deutschland wissen, welche Gefahren der Klimawandel mit sich bringt. Und trotzdem fahren die meisten mit dem Auto und nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das nennt man eine „Einstellungs-Verhaltens-Lücke“. Wir wollen etwas, tun aber nichts dafür. Woran liegt das?

Viele argumentieren damit, dass man die Wirtschaft nicht schwächen möchte oder niemandem etwas verbieten will. Aber es gibt aus psychologische Gründe, warum unser Handeln nicht immer nachhaltig ist.

Der Klimawandel – ein abstraktes Problem

Im Gegensatz zu anderen Krisen ist der Klimawandel nicht greifbar. Wir sehen Diagramme und Prognosen in den Nachrichten und fragen uns, was das überhaupt mit uns zu tun hat.

Wir wissen, dass wir die Konsequenzen erst in einigen Jahren zu spüren bekommen. In unserer Wahrnehmung ist die Gegenwart aber wichtiger als die Zukunft. Darum bekämpfen wir Probleme, die uns momentan betreffen, wie die Coronakrise, viel eher.

Außerdem ist der Klimawandel auch geographisch weit von uns weg. Wir reden uns damit heraus, dass es uns schon nicht treffen wird.

Dann gibt es noch den Zuschauereffekt: Die Politik wird sich bestimmt um das Problem kümmern und wir haben nicht das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen.

Unser Gehirn vertraut auf Erfahrungen

In unserem Gehirn gibt es zwei Verarbeitungsprozesse. Zum einen den analytischen Teil, der uns sagt, dass der Klimawandel ein großes Problem darstellt. Bis jetzt haben wir aber nur wenige Konsequenzen der Klimakrise abbekommen. Deswegen sagt der andere, erfahrungsbasierte, Teil, dass noch nichts Schlimmes passiert ist. Gibt es zwischen beiden Verarbeitungsprozessen einen Unterschied, setzt sich meistens der Erfahrungsbasierte durch.

Soziale Normen sind der Standard

Menschen wollen dazugehören. Sie machen meistens das, was der größte Teil unserer Gesellschaft auch macht. Wenn die anderen Menschen nicht nachhaltig leben, wird man selbst auch nicht damit anfangen. Hinzu kommt, dass Menschen immer Kosten und Nutzen abwägen. Nachhaltig zu leben ist leider oft immer noch anstrengender und teurer. Da Menschen nun einmal faul sind, fällt es uns noch schwerer aus der Masse auszubrechen.

Fehlendes Feedback gleich fehlende Motivation

Wenn wir in den Supermarkt gehen gibt es etwas, das nennt sich „Free-Riding-Dilemma“. Wenn man als Einzelperson zum Beispiel ein regionales Stück Bio-Fleisch kauft, zahlt man mehr, als wenn man Billigfleisch kaufen würde. Damit tut man im Grunde nichts für die Umwelt und hat auch noch mehr Kosten. Nur wenn viele Leute zum Biofleisch greifen, lässt sich ein Unterschied ausmachen. Das führt dazu, dass wir das Gefühl haben, alleine nichts bewirken zu können.

Zwar tut man etwas für die Umwelt, wenn man den Zug nimmt und nicht das Flugzeug. Aber diesen Unterschied können wir nicht sehen. Das Flugzeug fliegt trotzdem. Das Ergebnis ist jedoch nicht direkt zu sehen und dadurch haben wir keine Motivation uns anzustrengen.

Der größte Antreiber – Angst

Die Berichterstattung über den Klimawandel macht vielen Menschen Angst und führt zu negativen Gefühlen. Das Problem scheint so groß, sodass wir uns nicht in der Lage fühlen, etwas dagegen zu tun. Bei so übermächtigen Krisen reagieren Menschen emotionsorientiert. Anstatt die Ursache des Problems zu verändern, vermeiden wir es. Das ist vergleichbar mit einer Fluchtreaktion, die aber dazu führt, dass wir den Klimawandel verdrängen und uns nicht mit ihm beschäftigen wollen.

Wie können wir das Problem lösen?

Natürlich sollte weiter über den Klimawandel berichtet werden, auch alarmierend. Aber man muss das Problem greifbar und akut machen. Auch in Deutschland gab es in den letzten Jahren viele Dürren. Letztes Jahr gab es furchtbare Überschwemmungen. Das zeigt, dass auch wir betroffen sind. Außerdem ist es wichtig Prognosen und Fakten zusammen mit Lösungen anzusprechen. Man muss eine gute Balance zwischen der Verdeutlichung des Themas und möglichen Lösungen finden.

Wir müssen dafür sorgen, dass sich umweltfreundliches Verhalten lohnt, indem man zum Beispiel nachhaltige Produkte günstiger macht und andere teurer. Man muss den Menschen zeigen, was sie richtig machen, indem man ihnen Feedback gibt. Wie viel CO2 wird eingespart, wenn sie ein umweltfreundliches Produkt kaufen oder Ökostrom beziehen?

Vor allem Fridays for Future hat in letzter Zeit verdeutlicht, was man etwas bewirken kann. Sie haben soziale Normen verschoben, indem sie gezeigt haben, wie viele Menschen wirklich etwas tun. Dennoch brauchen wir mehr Vorbilder, die den Menschen Anreize geben, sich an ihrem nachhaltigen Lebensstil zu orientieren.

Denn auch wenn man sich manchmal machtlos fühlt, kann man etwas tun.

 

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